Traditionelles Karate bietet dem Karateka eine Orientierung zur Persönlichkeitsentwicklung.
Der Karateka lernt seinen Geist für Neues zu öffnen und sein ICH –bezogenes Bewusstsein zu leeren. Das geht natürlich nicht mit einem Fingerschnipp. Der Karateka muss mit festen Willen bereit sein sich zu öffnen. Er lässt den großen Schrank der Erfahrungen geschlossen und sieht unverbraucht die täglichen Dinge aus „Kinderaugen". Erst dann wird aus Blau nicht Midnightblue und aus einer Rose keine „veredelte Zuchtrose". Ohne Interpretation und ohne Ablehnung kann der Kampfkünstler jetzt neue Erfahrung machen, die ihn und seine Persönlichkeit bereichern.
In vielen Büchern über das Karate-Do tauchen die 20 Regeln von Gichin Funakoshi immer in leicht abweichenden Übersetzungen auf, deshalb schreibe ich hier die meist gebrauchten Übersetzungen auf.
1. Karate Do beginnt mit Respekt und endet mit Respekt
karate wa rei ni hajimari rei ni owaru koto
2. Im Karate gibt es keinen ersten Angriff
karate ni sente nashi
3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit
karate wa gi no tasuke
4. Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen
mazu jiko o shire shikoshite hoka o shire
5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik
gijutsu yori shinjutsu
6. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann
kokoro wa hanatan koto o yosu
7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit
wazawai wa ketai ni shozu
8. Denke nicht, das Karate nur im Dojo stattfindet
dojo no mi no karate to omou na
9. Karate üben heißt, ein Leben lang arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen
karate no shugyo wa issho dearu
10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen
arayuru mono o karate kasase soko ni myomi ari
11. Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hältst
karate wa yu no gotoku taezu netsu o ataezareba moto no mizu ni kaeru
12. Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert
katsu kangae wa motsu na, makenu kangae wa hitsuyo
13. Wandle dich abhängig vom Gegner
teki ni yotte tenka seyo
14. Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht-Treffens ab
ikusa wa kyojitsu no soju ikan ni ari
15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor
hito no teashi o ken to omoe
16. Wenn man das Tor zur Jugend verläßt, hat man viele Gegner
danshimon o izureba hyakuman no teki ari
17. Die Haltung des Anfängers muß frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein natürliches Verständnis gewinnt
kamae wa shoshinsha ni, ato wa shizentai
18. Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil
kata wa tadashiku, jissen wa betsu mono
19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung
chikara no kyojaku, karada no shinshuku, waza no kankyu o wasuru na
20. Denke immer nach, und versuche dich ständig an Neuem
tsune ni shinen kofu seyo